Vor einer Woche lief im Programm des ZDF die letzte Folge der Satiresendung NEUES AUS DER ANSTALT. Zur Zeit gibt es ein größeres Spektrum an TV-Sendungen, die sich dem Kabarett, speziell dem politischen, verschrieben haben. Doch die ANSTALT war in mehrfacher Hinsicht einzigartig: das ZDF hatte über 20 Jahre lang kein politisches Kabarett im TV gehabt, nachdem man Dieter Hildebrands NOTIZEN AUS DER PROVINZ aus dem Programm nahm - Hildebrand ging zur ARD und machte dort mit SCHIBENWISCHER eine der erfolgreichsten Satiresendungen im deutschen Fernsehen. Den SCHEIBENWISCHER gibt es inzwischen nicht mehr - seine Ablösung war der Satire-Gipfel, mittlerweile moderiert von Dieter Nuhr. Georg Schramm, nach dem Abschied von Dieter Hildebrand einer der Macher des SCHEIBENWISCHER (neben Bruno Jonas und Mathias Richling), hat sich 2006 aus der Sendung zurückgezogen (es gab da wohl einige Diskrepanzen), um dann ab 2007 gemeinsam mit Urban Priol ein neues Kapitel des politischen Kabaretts im ZDF aufzuschlagen. Einer der Gäste der ersten Sendung war Dieter Hildebrand. Georg Schramm, der in der Sendung u.a. als Patientensprecher Dombrowski, als August von der hessischen SPD oder als Oberstleutnant Sanftleben auftrat, hat sich nach vier Jahren aus dem Fernsehgeschäft zurückgezogen und seine Stelle an Frank-Markus Barwasser weitergegeben, der als Erwin Pelzig auftrat und diese Rolle auch in der ANSTALT spielte. Die Qualität dieser kabarettistischen Sendung war (für das ZDF) erstaunlich hoch, obwohl (oder weil?) man nicht nur Gäste aus dem Bereich Kabarett (z.B. Hagen Rether, Andreas Rebers, Wilfried Schmickler u.a.), sondern auch Comedy (z.B. Michael Mittermeier) einlud. Inzwischen gibt es auch eine weitere Kabarettsendung im ZDF, aber die heute-show mit Moderator Oliver Welke ist komplett anders angelegt und richtet sich an eine jüngere Zielgruppe, obwohl auch die ANSTALT keineswegs eine Alte-Leute-Sendung war.

Da sowohl Urban Priol als auch Frank-Markus Barwasser die Sendung verlassen wollten, war das Ende unvermeidlich. Es wird wahrscheinlich eine Nachfolgesendung mit dem Titel DIE ANSTALT geben, aber es ist fraglich, ob man damit an den vergangenen Erfolg anknüpfen kann.

schon ohne schramm war die sendung nicht mehr das, was sie mal war. der pelzig passte absolut nicht zu priol - schramm und priol haben sich richtig gut ergänzt, mit pelzig waren sie eher einzelgänger.
die nachfolgesendung wird nicht annähernd an den erfolg anknüpfen, weil so ein erfolg nicht wiederholbar ist. mit max uthoff ist zwar ein kabarettist dabei, der vor allem in letzter zeit öfter mal bei priol und pelzig zu gast war und auch eine entsprechende funktion (anstaltsanwalt) übernahm, aber das alleine reicht nicht. claus von wagner, der andere neue, ist dann auch ein anderes kaliber. naja, schau mer mal

Am Dienstag, den 9. Dezember, lief die für 2014 letzte Sendung des Nachfolgers im ZDF, und ich muss zugeben: DAS hätte ich nicht erwartet - die beiden Macher der ANSTALT ergänzen sich erstaunlicherweise sehr gut und schaffen es immer wieder, ihre Gäste richtig gut in ihr Programm einzubinden. Selbst ein Michael Mittermeier läuft dort zur kabarettistischen Hochform auf - das hat er aber auch schon in NEUES AUS DER ANSTALT gezeigt (er ist zwar eher ein Comedian, aber er ist auch zu mehr fähig). Da muss Urban Priol mit seiner neuen Sendung EIN FALL FÜRS ALL aber noch mächtig Gas geben, obwohl deren Konstellation nicht so umwerfend ist - sein Sendungspartner Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als ALFONS, ist zwar auch ein wunderbarer Satiriker und auch als Gastgeber seiner eigenen Sendung immer bestrebt, besondere Künstler vorzustellen, aber zu Priols neuem Konzept passt er irgendwie nicht so recht ... meiner Meinung nach.
Ich wünsche Max Uthoff und Claus von Wagner jedenfalls noch viele gute Sendungen und wünsche mir (und ihnen), dass sie es schaffen, das Niveau, auf dem sie sich derzeit befinden, zu halten.

also, das hat mich ja auch überrascht. die beiden haben es auf anhieb geschafft, mit der neuen sendung zu überzeugen. mal sehen, ob volker pispers auch noch mal dabei sein wird ...

Bei der alten Sendung war er ja schon, aber ob er auch zu der neuen kommt ... ich weiß nicht, aber es wäre wirklich toll.

am 4.2.2014 um 22.15 uhr kann man ja mal schauen, was das zdf daraus macht ...

Das ZDF hat hierbei wohl Alles richtig gemacht, denn Max Uthoff und Claus von Wagner haben es geschafft, der nunmehr neuen Sendung ihren Stempel aufzudrücken. Sie setzen dabei das alte Konzept nicht richtig fort, was ja auch blöd wäre, aber sie bauen auf Vorhandenes, wie die Einrichtung (oder Teile davon, z.B. der Lift) oder die Auswahl der Gäste, die nicht ausschließlich aus dem politischen Kabarett, sondern auch aus der Comedy kommen. Die Gäste bekommen Gelegenheit, ihr Solo zu bringen, werden aber auch - stärker noch als zu Zeiten von Priol und Schramm bzw. Pelzig - stärker in den Ablauf der Sendung integriert.
Mein Fazit: DIE ANSTALT kann sich ihrem Vorgänger messen, die Tradition wird gut fortgesetzt, ohne einfach nur zu kopieren - weiter so ;-)

Zur Zeit gibts ja jede Menge Kabarett und Comedy im TV, aber dabei ist eben auch viel Mist. Sowas wie Scheibenwischer wird es wohl nicht wieder geben, doch die Anstalt ist da schon auf dem richtigen Weg.

Ja, Dieter Hildebrandt war einer der wichtigsten Personen des politischen Kabaretts in Deutschland, auch noch im hohen Alter. Sein Tod hat seinerzeit eine große Lücke hinterlassen. Es ist sehr schade, dass Georg Schramm in den Ruhestand gegangen ist, denn er hat Hildebrandt nicht nur als seinen künstlerischen Vater betrachtet, sondern er ist (oder war) ebenfalls ein brillanter Satiriker, der nicht selten mit ernsten Tönen auch sehr direkt wurde. Aber es gibt sie auch heute noch, die großen Kabarettisten, allen voran Volker Pispers, der viele Sachverhalte nachvollziehbar auf den Punkt bringt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, oder Wilfried Schmickler, der sich nicht scheut, ganz unumwunden seine Kritik offen und ungekünstelt herauszurufen, und viele andere Vertreter dieser Zunft, die unsere Aufmerksamkeit auf die wirklichen Probleme lenken, statt sienach BILD-Manier zu ignorieren. Zum Glück gibt es aber auch jüngere Kabarettisten, die diese Tradition fortsetzen - DIE ANSTALT ist ein gutes Beispiel dafür.