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Nathaniel

Uhr

Neues aus dem Bundesrat

Es ist so weit - viele Leute haben darauf gewartet, nun wird es Realität: der Bundesrat hat dem Wachstumschancengesetz zugestimmt.

Okay, das interessiert nicht so viele Menschen - natürlich geht es um das nicht unumstrittene Cannabisgesetz, das nun am 1. April dieses Jahres in Kraft tritt. Es geht um eine weitgehende Entkriminalisierung des Besitzes, der Aufzucht und des Erwerbs von Cannabis - der Konsum an sich war ja schon zuvor nicht diekt verboten, doch man musste es ja auch irgendwie besorgen, und DAS war durchaus strafrechtlich relevant.

Nun gibt es einerseits viele Menschen, die dieses Gesetz begrüßen, da es nun endlich kein Problem mehr ist, eine gewisse Menge Gras mit sich zu führen und auch problemlos in der Stammkneipe zu rauchen (sofern es sich dabei um eine Raucherkneipe handelt). Man muss halt 100 Meter Abstand halten zu Spielplätzen, Schulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen, und auch in der Fußgängerzone ist es von 07:00 bis 20:00 Uhr verboten - es gibt wohl noch mehr Einschränkungen, aber das nehmen viele Leute in Kauf.

Doch genau das ist der Hauptkritikpunkt für Menschen, die sich näher damit beschäftigen (und für das Kiffen sind): Alkohol ist giftiger als Heroin, dies ist giftiger als Kokain, dies wiederum ist giftiger als Nikotin - und erst dann kommt THC. Aber es ist kein Problem, sich mit einer Flasche Bier auf eine Bank an einem Spielplatz zu setzen, was bei den genannten Menschen auf Unverständnis stößt. Die Neurologin und Psychiaterin Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl sagte in einem Interview, dass es schizophren sei, dass Alkohol gesellschaftlich akzeptiert ist und bezüglich Cannabis die bisherigen Beschränkungen bestanden. Auch die neuen Beschränkungen sind im Vergleich mit der Freizügigkeit im Umgang mit Alkohol geradezu lächerlich. Und der ausschließliche Vertrieb über die Cannabis Social Clubs ist fast schon ein Schlag ins Kontor - dadurch werden viele Konsumenten weiterhin ihre alten Kontakte nutzen, um an ihr Gras zu gelangen, was eine Besteuerung schwierig werden läss

Nathaniel

Uhr

> Neues aus dem Bundesrat

Da keine Anzeige kommt, wie viel man noch schreiben kann, komt hier der Rest.

Mein Fazit: es ist durchaus ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber von einer echten Legalisierung sind wir noch immer weit entfernt.

Kleiner Nachtrag: der Bayerische Ministerpräsident Marcus Söder sagte ja, dass es in Bayern keine Drogen geben soll - vielleicht sollte er sich bei seinem CSU-Kollegen Otto Wiesheu erkundigen, der 1983 unter Alkoholeinfluss (1,99 Promille wurden festgestellt) einen Verkehrsunfall verursachte, bei dem ein anderer Verkehrsteilnehmer in seinem Auto getötet und dessen Begleiter schwer verletzt wurde. Die letztinstanzliche Strafe betrug 12 Monate auf Bewährung, einige Jahre später wurde er (von 1993 bis 2005) Bayerischer Wirtschaftsminister - konkret: Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie. Also ein Verkehrssünder, der für Verkehr zuständig ist - ein Schelm, der Böses dabei denkt. Wenn das das Bayerische Vorbild ist, dann muss man sich nicht wundern.

Nathaniel

Uhr

> Neues aus dem Bundesrat

Es muss natürlich

kommt

heißen.

Eine Editierungsfunktion wäre nicht schlecht (aber na ja ...)

Tadzio

Uhr

> Neues aus dem Bundesrat

Klar - das Ganze ist absolut unausgegoren und weniger hilfreich als erwartet, aber es ist zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung. Natürlich ist es nicht nachvollziehbar, wieso man ungehemmt überall trinken darf, man aber beim Cannabis-Konsum so einen Terz macht - nur am Aroma des Rauchs kann es nicht liegen.